Menschen mit geringem Einkommen kämpfen besonders zur Weihnachtszeit. Der Caritas-Markt und die Gassenküche in Bern bieten Unterstützung.
Es ist Anfang Dezember, im Caritas-Markt in Bern packt Barbara freudig Apérogetränke in ihren Korb. Sie reagiert schnell, denn das Angebot hier ändert sich ständig. Je nachdem, welche Restposten die Grossverteiler gerade günstig weggeben.
Wie alle Betroffenen in diesem Artikel wird Barbara nur mit Vornamen genannt. Sie möchte nicht, dass zu viele Personen erfahren, dass sie Caritas-Kundin ist. Der Einkauf an sich bedeutet für sie aber Erleichterung: «Ich kann aus finanziellen Gründen oft wenig bieten. Nun kann ich zum Weihnachtsfest etwas mitbringen, was alle mögen.»
Wer wenig Geld hat, muss vorausplanen
Für Personen an der Armutsgrenze ist Weihnachten eine besonders schwierige Zeit. Es ist nicht nur das Fest der Besinnung, sondern auch des Konsums. Man braucht Geschenke, ein Festmahl, und die Weihnachtsmärkte locken mit ihren Glühweinständen. Im Detailhandel macht der Dezember laut Bundesamt für Statistik rund 20 Prozent des Jahresumsatzes aus.
Da Barbara mit einem kleinen Budget auskommen muss, hält sie das ganze Jahr über nach Weihnachtsgeschenken Ausschau: «Ich kaufe Wintersocken im Juli, weil sie dann reduziert sind», sagt sie, «oder ich kaufe nach Weihnachten im Ausverkauf die Geschenke für das nächste Jahr.» Oft schenke sie aber auch keine materiellen Dinge, sondern beispielsweise ein selbst gekochtes Essen.
«Ich weiss, dass mein Umfeld mich auch ohne Geschenke mag. Aber trotzdem versuche ich, mitzuhalten», sagt Barbara. Dafür brauche es Erfindungsreichtum. Wenn sie nicht am Schenken teilhaben könne, fühle sie sich ausgeschlossen. Und sie schäme sich: «Ich habe drei Studienfächer abgeschlossen, aber keine Altersvorsorge. Mir ist das peinlich», sagt sie, «die gesellschaftliche Norm, dass Armut selbst verschuldetes Versagen ist, drückt auch bei mir durch.»
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