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Meine Mutter sagte mir früher, dass ich bestimmt Journalistin, Politikerin oder Autorin werde. Zu ihrem Urteil verleitet hat sie wahrscheinlich mein Gerechtigkeitssinn und meine Liebe zur Sprache. Meine Lieblingsbeschäftigung als Kind war, mir Geschichten auszudenken und diese als Theater aufzuführen oder als Büchlein zu „veröffentlichen“. Und wenn beim Abendessen die Tagesschau lief, diskutierte ich regelmässig mit meinen Eltern, wieso die Welt so ist, wie sie ist und keine andere, bessere, gerechtere.
Nun wurde ich weder Politikerin (wollte ich nie), noch Autorin (könnte noch werden), sondern fand meine Berufung im Journalismus. Als solche verpflichte ich mich der Wahrheit und der Neutralität.
Den Menschenrechten verpflichtet
Was das bedeutet, dazu habe ich mir lange Gedanken gemacht. Ich unterschlage keine Informationen und ich recherchiere so lange, bis ich glaube, der Wahrheit so nah gekommen zu sein, wie es möglich ist. Auch wenn ich weiss, dass Wahrheit im Grossen und Ganzen kaum zu erreichen ist und in unserer unperfekten Welt der Menschen stets auch vom Auge der Betrachter abhängt. Trotzdem: Wahrheitsfindung ist bis zu einem gewissen Punkt möglich. Der Journalismus hat hier ein ähnliches Problem wie die Wissenschaft und ihre Lösung ist die gleiche.
Mit der Neutralität verhält es sich schwieriger als mit der Wahrheit. Zu behaupten, dass ich in meinem persönlichen Blick auf die Welt neutral sein könnte, wäre unrealistisch, sogar unwahr. Aber was ist schon Neutralität? Man müsste sich von sich selbst loslösen, um vollkommende Neutralität zu erreichen. Ein gesichtsloses Wesen werden. Doch ich bin Mensch. Auch als Journalistin.
Und als solche habe ich den Auftrag, auf Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Ich trete mit grösster Neugier auf meine Mitmenschen zu. Auch auf solche, die nicht meine politische Meinung teilen. Ich muss mich selbst und meine Position stets reflektieren. Und ich muss offen sein für andere Meinungen. Doch Meinungsfreiheit hat Grenzen: Sie endet dort, wo sie benutzt wird, um die Meinungsfreiheit einzuschränken.
Ich bin überzeugt, meine Neutralität ist besser gesichert, wenn meine politischen Überzeugungen offen liegen. Deshalb, zum Ende meines Plädoyers, meine Werte: Ich glaube an die Demokratie. Ich glaube daran, dass der Klimawandel menschgemacht ist. Ich glaube an die Notwendigkeit eines funktionierenden Sozialstaats, damit es allen Menschen besser geht. Ich glaube an Verantwortung für das kollektive Handeln, an Freiheit für alle Geschlechter und Sexualitäten und an Antirassismus. Dabei vertrete ich keine Parteilinie, sondern einfach basic human rights.

