Rachel Harder ist die berühmteste Drag Queen Luzerns. Wir haben mit ihr über Pronomen, High Heels und queere Kultur gesprochen.
Im weissen Kleid einer Schneekönigin, mit rotem Pelz und pinker Perücke betritt sie die Bühne. Rachel Harder betrachtet sich im Spiegel und schreitet dann über den Laufsteg. «I am lost in our rainbow, now our rainbow has gone» dröhnt es aus dem Boxen. Mit einer langsamen, aber bestimmten Bewegung entledigt sie sich dem Rock, dann folgt der Pelz und sie zieht die Brusteinlagen aus dem Dekolleté.
Zum Schluss schleudert sie die Perücke auf den Boden, geht auf die Knie, der Song kommt zum Höhepunkt, alles ist voll Rauch und Rachel versprengt in einem grossen Bogen Wasser auf der Bühne. Das Publikum schreit und applaudiert und kann sich kaum halten, als Rachel den Rasierer nimmt und sich ihre kurzen Haare ganz abrasiert.
«Purification» ist der Name dieser Performance, die Rachel Harder am «queeren Frühlingserwachen» im Südpol aufgeführt hat. Sie ist eine der wenigen und gleichzeitig eine der bekanntesten Drag Queens von Luzern, denn sie prägt die queere Szene in Luzern wie keine andere. Ihre Veranstaltungsreihe «by Rachel Harder», welche alle zwei Monate im Südpol stattfindet, ist die einzige regelmässige Drag Show in der Zentralschweiz. Wir haben Christian Raschke, wie Rachel mit bürgerlichem Namen heisst, zum Interview getroffen.
Rachel, was ist die Bedeutung deiner Performance «Purification»?
Ich wollte zeigen, was hinter dem pompösen Klamburium einer Drag Queen steckt. Das Spiel mit den Geschlechtern ist Fassade. Am Anfang ist da eine aufgeplusterte Kunstfigur, dann beginne ich, die Fassade zu lösen und zu zeigen, was dahintersteckt. Da ist ein Mensch mit einer Seele.
Inwiefern hat denn Drag etwas mit Geschlechtsidentität zu tun?
Für mich persönlich nichts. Ich lebe als homosexueller Cis-Mann. Aber wenn ich im Fummel bin, also in meinen Drag-Kleidern, dann will ich auf jeden Fall mit dem Pronomen «sie» angesprochen werden. Wenn mich jemand mit «er» anspricht, kriege ich eine Krise. Das kann keine Drag Queen leiden. Als Rachel Harder bin ich in einer Rolle. Aber es gibt Drag Queens, für die das Thema Transgender eine wichtige Rolle spielt.
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