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«Die Musikszene ist mega ein Boys-Club»

Tiziana Greco alias Luce ist Luzerns entschleunigste Musikerin. Wir haben sie im Proberaum besucht und mit ihr über gesellschaftliche Ungleichheiten, radikale Geduld und sexistische Tontechniker gesprochen.

Der Proberaum von Tiziana Greco liegt etwas versteckt auf einem Industrieareal in Kriens. Hier schreibt sie neue Songs oder probt für Gigs. Manchmal singt sie auch einfach 90s-Songs oder spielt klassische Klavierstücke. «Es passiert eben, was passiert», sagt die Musikerin, die nebenbei an verschiedenen Schulen als Gesangs- und Musikpädagogin arbeitet.

Was nach nachlässiger Arbeitsmoral klingen mag, ist viel mehr ihr künstlerisches Konzept. Tiziana hat es sich zum Ziel gesetzt, ihrer Musik Raum und Zeit für Entwicklung zu geben. Dafür hat sie sogar ein eigenes Genre für sich benannt: Anti-Rush.

Diese Herangehensweise ist nicht nur Mittel zur ungezwungener musikalischen Entfaltung, sondern dient ihr auch als Selbstschutz. Das merkte sie bei der Arbeit an ihrem zweiten Album. «Ich wollte möglichst schnell und produktiv vorwärtszukommen, habe nur an Output gedacht. Dabei musste ich feststellen, dass ich mir damit viel kaputt mache.»

Diese Kurskorrektur manifestierte sich im Albumtitel: «Am I Slow Enough» taufte sie ihr zweites Werk. Darauf wollte Tiziana herausfinden, wie langsam sie sein kann und wie fest sie es aushält, dass Dinge ihre Zeit brauchen. Eine persönliche Herausforderung: «Ich bin nicht der geduldigste Mensch, aber ich glaube, dass Geduld rebellisch sein kann.» Etwas Selbstreflexion hat ihr dabei geholfen. «Wenn ich von der Gesellschaft Nachhaltigkeit erwarte, sollte ich das auch im Umgang mit mir selbst.»

«Man merkt es der Kunst an, wenn jemand Stress hatte und verbissen wurde.»

Luce

Diese Haltung sieht sie als Gegenposition zum enormen Leistungsdruck in der Kunstwelt. Um relevant zu bleiben, produzieren viele Musiker*innen am Laufband Songs. Manchmal bis zum Burnout. «Das tut auch der Kunst nicht gut», sagt Tiziana. «Man merkt es, wenn jemand Stress hatte und verbissen wurde.» Sie mag es, wenn etwas ganz einfach und natürlich aus einer Person herauskommt. «Das suche ich in meiner Musik.»

Hier weiterlesen:

https://kultz.ch/a/cldg4y67d1439425485hrpzslsa/luce-die-musikszene-mega-ein-boys-club-ist-kultz-luzern-kegelbahn

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