Ein neues Arbeitsmodell mit mehr Freizeit könnte dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Ein KMU in Spiez zeigt, wie das funktioniert.
Nur noch vier Tage die Woche arbeiten. Könnten Unternehmen sich das leisten? Und was würden wir mit der neuen Freizeit anstellen?
Es gibt Orte, da wird das bereits ausprobiert. Zum Beispiel bei SH Elektro Telematik in Spiez. Seit knapp einem Jahr gilt dort für alle Mitarbeitenden die 4-Tage-Woche. Und es funktioniert.
«Ich fühle mich viel fitter im Kopf», sagt Patrick Zbinden. Der Elektroinstallateur arbeitet seit eineinhalb Jahren reduziert. Schon bei seinem früheren Betrieb war er zu 80 Prozent angestellt, heute arbeitet er vier Tage bei vollem Lohn. Seinen freien Tag nutzt Patrick für eine Ausbildung. «Wenn ich nicht lernen muss, mache ich am Freitag den Haushalt oder einen Ausflug», sagt er.
Vorteil auf dem Arbeitsmarkt
Der Grund, weshalb SH Elektro Telematik das Experiment gewagt hat: Personalmangel.
«Wir haben zwei Jahre lang keine neuen Mitarbeiter gefunden», erzählt Thomas Heldner, Geschäftsführer des Betriebs. Dann hat er über die Berner Fachhochschule vom neuen Arbeitsmodell erfahren. Dieses brachte dem Betrieb ein Alleinstellungsmerkmal und damit einen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt. Mittlerweile konnte Heldner drei neue Mitarbeiter einstellen.
Aber nicht nur kleine und mittelständische Unternehmen wollen mit der 4-Tage-Woche gegen den Fachkräftemangel vorgehen. Caroline Straub ist Professorin am Institut New Work der Berner Fachhochschule. Sie untersucht, wie sich neue Arbeitsmodelle auf Unternehmen und Angestellte auswirken. Ein neues Projekt steht bereits in den Startlöchern: «Es melden sich immer mehr CEOs von grösseren Unternehmen, um sich über die 4-Tage-Woche zu informieren», sagt Straub.
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