Hugenottische Flüchtlinge haben der Stadt Bern viel Wissen gebracht, doch bleiben konnten sie meist nicht. Nun werden sie gefeiert.
Es ist das Jahr 1685, hugenottische Flüchtlinge stehen vor den Toren Berns. Schon lange sind sie unterwegs, geflüchtet aus Südfrankreich, nachdem der französische König Louis XIV. das Edikt von Nantes aufgehoben hat. Damit ist der protestantische Glaube der Hugenotten vom einen auf den anderen Moment verboten. Das 1598 unterzeichnete Edikt von Nantes hatte Schutz und Bürgerrechte garantiert.
Die Hälfte der protestantischen Bevölkerung Frankreichs wechselt, wenigstens formell, zum Katholizismus. Wer das nicht will, muss seinen Glauben im Geheimen leben oder flieht in protestantische Gebiete. Eines davon ist Bern.
Paroisse réformée Berne blickt zurück
Anlässlich des 400-Jahr-Jubiläums der Französischen Kirche Bern wird die Geschichte der Hugenotten in Bern wieder beleuchtet. Die Kirche wurde von einem Hugenotten gegründet, war Auffangstation vieler protestantischer Flüchtender und Wirkstätte hugenottischen Handwerks. Heute ist sie immer noch Treffpunkt der frankofonen Bevölkerung Berns.
Anlässlich des Jubiläums finden bis zum 1. Oktober Vorträge, Gottesdienste, Konzerte und Stadtführungen statt.
Organisiert wird ein Grossteil der Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Stiftung «Via – auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser», welche die Routen der Hugenotten und Waldenser als Wanderwege aufbereitet. Die Waldenser sind ebenfalls Protestanten und Protestantinnen aus Südfrankreich, die vorübergehend im Piemont Zuflucht fanden. Im 17. Jahrhundert wurden sie auch dort vertrieben.
Über die Stiftung Via kam auch Margrit Wick zum Thema Hugenotten. Die Historikerin hat einen Stadtrundgang konzipiert, in dem sie einige Stationen, die an die Hugenottinnen und Hugenotten in Bern erinnern, vorstellt.
Die drei folgenden Stationen sind Teil ihres Rundgangs.
1. Ankunft an der Schanze
1618–1648 tobte in Europa der Dreissigjährige Krieg. Aus Angst vor einem Angriff liess Bern 1622 die Stadtbefestigung verstärken. Die Stadt übergab den Auftrag Théodore Agrippa d’Aubigné. Die Bauleitung hatte Louis de Champagne, Comte de la Suze.
Beide waren adelige Hugenotten und hohe Militärs. Sie errichteten die Schanze, eine sternförmig gebaute Wehranlage. Heute bleibt von ihr nur noch der Name. Zwischen der Grossen und der Kleinen Schanze lag das Obertor, durch das die von Westen kommenden Hugenottinnen und Hugenotten die Stadt betraten.
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