Fettnäpfchen und diplomatische Krisen: Die Schweiz rollte schon für viele Staatsoberhäupter den roten Teppich aus. Einige Vorfälle gingen in die Geschichte ein. Mit Kaspar Keller
In der Schweiz ist der Staatsbesuch die höchste Visite. Der gesamte Bundesrat nimmt sich frei, um ein ausländisches Staatsoberhaupt mit allen militärischen Ehren zu empfangen.
Am häufigsten besuchten die deutschen Staatsoberhäupter die Schweiz. Gleich zehn Mal rollte die Eidgenossenschaft für ihren nördlichen Nachbarn den Teppich aus. Die italienischen Präsidenten wurden sechs Mal empfangen. Österreichische Bundespräsidenten statteten der Schweiz fünf, das Liechtensteiner Fürstenhaus drei Besuche ab.
Am Mittwoch kommen der französische Präsident Emmanuel Macron und seine Ehefrau Brigit in die Schweiz. Das ist die fünfte Visite eines Staatsoberhaupts aus der Grande Nation. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Empfänge aus aller Welt nicht immer wie geplant verliefen.
Kaiser Wilhelm II.: Rüebli fürs Büebli – und die Bären

Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv
Den Preis für den Staatsbesuch mit dem meisten Pomp und der grössten Volksbeteiligung gewinnt unbestritten Kaiser Wilhelm II. Das Deutschschweizer Bürgertum bewunderte die deutsche Kultur, das Volk feierte die Militärparade und den Rummel, die Kinder hatten schulfrei.
Der Kaiser sei «ohne Preisgabe republikanischer Gefühle» begrüsst worden, schrieb eine Ostschweizer Tageszeitung am 4. September 1912. Das stiess einigen jedoch sauer auf. In der Romandie bestand die Angst, dass sich der Bundesrat zu sehr vor dem Deutschen Reich verneigen würde. Und der «Bund» erinnerte in einem Leitartikel vom 3. September 1912 an die Neutralität der Schweiz.
Nachdem der Kaiser Zürich besucht hatte, fuhr er mit einem Sonderzug der SBB nach Bern. Dort wartete ein dicht gedrängtes Programm, welches eine spontane Erheiterung beinhaltete: Als Wilhelm II. die Bären im Bärengraben mit Rüebli fütterte, schaffte es ein kleiner Gassenjunge, durch die Absperrung zu schlüpfen, welche Volk vom Monarchen trennte. Der Kaiser gab dem Jungen daraufhin eine Karotte, damit er sie den Bären ebenfalls hinhalten konnte.
Jiang Zemin: Die Tibeter auf den Dächern Berns

Wenn etwas Jiang Zemin vor Wut schäumen liess, dann die freie Meinungsäusserung. 1999 endete ein Besuch des chinesischen Präsidenten in Bern fast in einer diplomatischen Krise.
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